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Die Inseln der Azoren

Die Inselgruppe der Azoren liegt südlich des 40sten Breitengrades in etwa auf der Höhe von Lissabon. In Summe leben dort ungefähr so viele Menschen wie in unserer Heimatstadt Chemnitz (Azoren Stand 2012: ca. 247.000 Einwohner) auf einer Inselfläche von ca. 2330 km².  Die Azoren umfassen insgesamt neun Inseln, eingeteilt in drei Inselgruppen. Die nordwestliche Gruppe (Grupo Ocidental) mit den Inseln Flores und Corvo bilden zugleich des Westende von Europa. Die Zentralgruppe (Grupo Central) besteht aus den fünf Inseln Graciosa, Terceira, Sao Jorge,  Faial und Pico, wo sich der gleichnamige und zugleich höchste Berg Portugals (2350 m) befindet. Die Südostgruppe (Grupo Oriental) umfasst die Hauptinsel Sao Miguel und Santa Maria. Fünf der insgesamt neun Inseln haben wir auf unserer Reise kennengelernt.

 

Die Azoren gelten noch als touristisch wenig erschlossene Region. Eine Infrastruktur für den Massentourismus gibt es mit der Ausnahme von Sao Miguel nicht und so werden die Azoren noch als Geheimtipp in Reisführern gepriesen. Beindruckend ist das dazu im Vergleich sehr gut ausgebaute und markierte Netz der Wanderwege, die oft entlang der traditionellen Saumpfade führen. Bei den Wanderungen durchstreift man die verschiedensten Vegetationszonen. Oberhalb der Küstengebiete führen die Wege fast ausschließlich durch Weideland, in einigen Tälern aber auch in den Bergregionen kann man die ursprüngliche Vegetation der Insel, vor allem  ausgedehnte Lorbeerwälder, kennenlernen.

 

Das wirtschaftliche Umfeld der wenigen Industriebetriebe auf den Azoren steht in engen Zusammenhang mit der Fischerei- und Landwirtschaft. Im Rahmen unserer Reise haben wir interessante Pico-Weine, die geschmacklich an Cherry erinnern, sowie leckeren Käse aus heimischer Produktion probiert. In  Restaurants wird oft fangfrischer Fisch aber auch Rindfleisch aus eigner Inselproduktion angeboten.  Neben der Viehzucht wird auch der Anbau von Tee, Tabak, Zucker, Maracuja und Ananas betrieben. Die Ananasfrüchte werden windgeschützt in großen Gewächshäusern angebaut und sind unser Geheimtipp für jeden Wochenmarktbummel.

 

Die azorische Küche bietet viele einfache Fisch- und Fleischgerichte deren Qualität sehr unterschiedlich ausfällt. Wir haben die verschiedensten Restaurants kennengelernt, manchmal sehr lecker angerichtete Speisen genossen aber auch Gerichte mit lieblos verarbeiten Nahrungsmitteln bekommen. Dabei liegt es nicht immer an mangelnden Kochkünsten der Gastronomen. Unsere Empfehlung ist es möglichst nicht mit einer größeren Reisegruppe in kleine Restaurants zu gehen. Selbst bei Vorbestellung sind die kleinen Küchen oft überfordert  und die Qualität des sonst guten Essens geht verloren.

 

Einen Urlaub auf den Azoren können wir all denjenigen empfehlen, die gern wandern und die Ruhe und Abgeschiedenheit des Inselflairs  genießen möchten. Lange weiße Strände wird man auf den Azoren nicht finden. Dafür gibt es viele schöne Naturschwimmbecken entlang der Lavaküsten wo man sich nach einem anstrengenden Wandertag im Meerwasser erfrischen kann.

Dieses schöne Fliesenbild befindet sich im Flughafen von São Miguel. Es zeigt die Azorischen Inseln in historischer Kartenform. Links angefangen sieht man die Insel Flores mit ihrer kleinen Schwester Corvo, es folgt Faial, Pico, São Jorge, Graciosa und Terceira. Rechts bzw. östlich dann São Miguel und Santa Maria.

 

Aber von vorn ...

Die ersten Monate des Jahres 2014 sind bereits ins Land gegangen  und wir durchforsten das Internet nach möglichen Urlaubszielen. Die verbleibende Zeit zur Vorbereitung einer Fernreise auf eigene Faust ist für dieses Jahr zu knapp und so beschließen wir eine geführte Wanderreise zu unternehmen. Auch hier sind viele Reisetermine bereits ausgebucht und so buchen wir noch schnell bei den "Wikingern" den letzten Reisetermin im Oktober zu den Azoren. Die portugiesische Insel Madeira hatten wir schon vor einigen Jahren besucht, die Erinnerung an die schöne Natur und die vielen Wanderungen entlang der Levadas wurde wieder lebendig und da wäre noch das viel gelobte Azorenhoch sodass man auch mit dem Wetter nichts falsch machen kann - dachten wir zumindest ...

Sonntag - Anreisetag

Wikinger-Plan: 1. Tag: Anreise ...

Lissabon nach Ponta Delgada (São Miguel). Transfer zum Hotel in Vila Franca an der Südküste (40 Min.).

 

Gestern in Frankfurt war noch alles gut, pünktlich am Flughafen checkten wir am Automaten ein, zumindest bis Lissabon, denn die Azoische Fluggesellschaft SATA wurde nicht unterstütz. Das bedeutet in Lissabon einen kompletten check out und check in. Da freuten wir uns, am Schalter (an den wir dann doch müssten, um unsere Koffer abzugeben) ein bis zu den Azoren durchgeroutetes Gepäck zugesichert zu bekommen. Zu früh gefreut. Während wir uns in Lissabon nur um uns selbst kümmern, werden die Koffer leider nicht auf die Reise zu Ihrem Bestimmungsort geschickt. Also haben wir sie dann auch nicht bei unserer Ankunft in Ponta Delgada auf São Miguel.

 

Eine halbe Stunde Formular ausfüllen auf Portugiesisch später treffen wir dann Fernanda – unsere Reiseleiterin - und den Rest der Reisegruppe, um mit dem Bus ins Hotel Marina in Vila de Franca zu fahren. Leider ist es schon dunkel und uns bleibt der erste Eindruck von der Insel São Miguel verwehrt. Die Nacht ist warm und schwül.

 

São Miguel ist die größte und am stärksten besiedelte Insel der Azoren. Auch touristisch ist sie am besten erschlossen. Unser Standort Vila Franca do Campo war bis 1522 die Hauptstadt der Insel, ein Erdbeben zerstörte die Stadt und nahm ihr diesen Status. Unser Hotel „Marina“ steht am Hafen und damit am östlichen Ortsrand. Es sind jedoch nur 20 Minuten Fußweg bis in das Zentrum des kleinen Ortes.

SÃO MIGUEL

Wikinger-Plan: 2. Tag: Vila Franca

Besichtigung von Vila Franca mit Aufstieg zur Wallfahrtskapelle Nossa Senhora da Paz und fakultative Bootsfahrt (im Mai nicht möglich) zur vorgelagerten Kraterinsel.

 

Morgens soll halb acht Frühstück sein. Gegen sieben Uhr ist es noch immer stockdunkel, dann innerhalb von nur 10 Minuten wird es hell, einfach so ganz unspektakulär. Schade.

 

Heute steht ein Standrundgang und die Besteigung des Hausberges mit der Wallfahrtskapelle Nossa Senhora da Paz auf dem Plan. Auf dem Weg durch den kleinen Ort können wir eine private Ananasplantage ansehen, die Besitzer sind zwar nicht da, wir werden aber trotzdem von einer alten Frau hereingelassen und Fernanda zeigt uns die Gewächshäuser mit den Pflanzen. Die Bezwingung des Hausberges ist bei warm-schwülem Wetter mit Nichtwandersachen ein ganz schön schweißtreibendes Unterfangen. Oben angekommen ist der weite Ausblick auf Vila Franca und die Umgebung eine angemessene Belohnung. Um die Kapelle blühen „Bella Donna“ – sowas wie unsere Herbstzeitlosen nur fünfmal größer - und Hortensien.

 

Die fakultative Bootsfahrt am Nachmittag zur kleinen Nachbarinsel lassen wir weg, duschen und relaxen lieber und warten sehnsüchtig auf unsere Koffer, die den 14 Uhr Flug bekommen haben sollen und dann noch den Weg zu uns finden müssen. Aber die Koffer kommen nicht. Sind nicht im Flieger gewesen und sollen nun mit dem Abendflieger kommen.

 

Abends gehen wir mit der Gruppe in de Fischrestaurant um die Ecke, die Fische durften wir uns schon am Vormittag aussuchen - zumindest die Arten.

Wikinger-Plan: 3. Tag: Heiße Quellen

Fahrt in den Ostteil der Insel, Wanderung um den Furnas-See mit seinen vulkanischen Phänomenen und Besichtigungen des Thermalgebietes im Badeort Furnas.

 

Immer noch keine Koffer und heute soll eine schöne Tour um den See Lagoa das Furnas mit Essens-Zeremonie (eingegrabenes und in heißem Boden gegarter Eintopf von allen was die Insel hergibt) und auch noch ein Bad in den Termalquellen im Ort Furnas anstehen. Aber Jürgen hat Bauchweh und will nur schlafen und das Wetter ist verregnet. Und eben immer noch keine Koffer, so daß die Tour ohne Wandersachen und Regenjacke sein wird. Naja wir entscheiden uns dagegen und machen einen Hoteltag bzw. einen Ausflug zum hiesigen Kleinhandel um uns mit T-Shirts, etwas Unterwäsche, weiteren Badutensilien und Schirm auszustatten.

 

Ab jetzt ist Urlaub - wir haben unsere Koffer! Unsere Koffer sind nach Information der Reiseleiterin am hiesigen Flughafen und siehe da sie kommen jetzt ins Hotel. Endlich.

 

Nachmittags hört der doch starke Dauerregen auf und wir gehen zur Marina in die Bar um einen Kaffee zu trinken, bzw. Tee für Jürgen. Im kleinen Markt gibt es Zwieback und Banane. Abends ist das Wetter und Jürgens Magen wieder besser drauf und wir besuchen das im Reiseführer gelobte Restaurant „Atlantico Grill“ gleich an der Marina.

Flores

Wikinger-Plan: 4. Tag: Auf nach Flores

Innerazorianischer Flug nach Flores, Bezug der Zimmer in Santa Cruz und abwechslungsreiche Wanderung im Ostteil der Insel auf alten Verbindungswegen je nach Wetterlage bei Ponta Ruiva oder bei Fazendas (GZ: 2 1/2 Std.).

 

Und schon geht es weiter zur nächsten Insel. Morgens 7 Uhr fahren wir zum Flughafen. Der Flug geht über Horta (Insel Faial) nach Santa Cruz das Flores. In Flores angekommen, laufen wir vom Flughafen zum Hotel mit kleinem Umweg zum Einkaufen im kleinen Spar-Laden. Unsere Koffer nehmen derweil einen Jeep.

Flores ist die größte Insel der Azoren-Westgruppe und begnügt sich mit ca. 1/3 der Fläche non São Miguel, sie bringt es auf maximal 12km Breite und 17km Länge und ist mit dem „Morro Alto“ 914m hoch. Von São Miguel ist Flores um die 600km entfernt. Außerdem ist Flores ist die wasserreichste Insel mit jährlich 1500mm Regen (dreimal mehr als Berlin).

 

Der kleine Ort Santa Cruz das Flores zählt 1700 Einwohner und liegt zwischen Landebahn und Atlantik. Unser Hotel „Ocidental“ ist nur 10 Fußwegminuten vom Flughafen entfernt und viel besser als im Reiseführer beschrieben.

Da wir gegen Mittag ankommen und am Nachmittag eine kleine Wanderung ansteht, versuchen wir in der Hotelbar etwas zu essen zu bekommen. Das ist nicht so einfach. Wir bekommen dann sehr zweifelhafte Hamburger und mittelmäßige Pommes, jedoch ist der Kaffee ziemlich gut. Irgendwie sind wir zu spät – die Touristensaison ist im Sommer und nun wird allen nur noch „auf halber Flamme“ betrieben. Auch der Hotelpool ist leer.

 

Die Wanderung am Nachmittag führt uns im Nebel auf matschigen Wegen von Ponta Ruiva nach Sedros. Flores wird heute seinem feuchten Ruf gerecht. Wir durchstreifen mediterranen Urwald, Weideland mit vielen Kühen und unzähligen Hortensien am Wegesrand, sowie verlassene Ortschaften. Die sicherlich wunderschönen weiten Ausblicke auf die Küste bleiben uns leider verwehrt.

Abends hat Fernanda Abendessen für alle in einem kleinen Lokal im Dorf bestellt.

Wikinger-Plan: 5. Tag: Talkessel (Caldeiras)

Fahrt über das Hochland an Kraterseen entlang zur Westküste und Wanderung von Lajedo über Mosteiro zu einem verlassenen Ort inmitten eines Kraters. Entlang der Steilküste geht es zum Weiler Fajãzinha. Vorbei an einer alten Wassermühle erreichen wir Fajã Grande und eine originelle Badestelle im Poco di Bacalhau, dem Stockfischteich (GZ: 3 1/2 Std., + 200 m, - 400 m).

 

Es wird hier nicht hell am Morgen - halb acht ist es immer noch stockduster. Erst kurz vor acht kommt die Sonne über den Horizont. Einen farbenfrohen Sonnenaufgang über dem Atlantik gibt es hier aber heute auch nicht.

 

Unser Hotel sieht neu renoviert aus, ist sauber und ordentlich. Und das Frühstück ist besser als im letzten Hotel. Es gibt viele große frische Brötchen, die man sich toasten kann, Butter, Käse und die hiesige Wurst, Marmelade und Dosen-Pfirsiche, Tee und Kaffee, Milch, Saft und Wasser. Und es wird auch immer nachgereicht.

 

9 Uhr geht es heute los. Zuerst in das Dorf zum Bäcker und in den Konsum für die Wasserversorgung. Wir kaufen gleich noch was fürs Abendbrot ein.

 

Unsere Wanderung von Lajedo über Fajäzinha zu den Wasserfällen „Cascatas da Ribeira Grande“. Auf dem Weg zum Starpunkt unserer Wanderung kommen wir mit dem Bus an den Seen Caldeira Rasa und Caldeira Funda vorbei und können ein paar Nebelfotos machen. Hier hängen die Wolken wieder in den Bergen fest. Weiter unten ist es besser obwohl immer noch sehr schwül, sogar die Sonne kommt etwas durch. Trotzdem sind die Wege ziemlich nass und rutschig und man muss ganz schön aufpassen. Es gibt schöne Ausblicke auf die Küste und die angrenzenden Berge. Durch den verlassenen Ort Caldeira kommen wir jedoch nicht, ein Wanderweg als Abkürzung zur Straße führt uns daran vorbei. Wir leisten uns eine wohlverdiente Pause im wirklich hübschen Ort Fajäzinha an einer kleinen Bar. Bei einer Straßenquerung ist ein kleines Haus direkt über einem Bach gebaut – es ist eine alte Wassermühle die noch immer zum Zermalmen von Mais genutzt wird. Als krönenden Abschluss laufen wir hinter Fajäzinha einen Abstecher hinauf und kommen an einem Bergsee mit vielen Wasserfällen an, die „Cascatas da Ribeira Grande“. Wunderschön ist es hier, eigentlich ein Ort zum Verweilen.

 

Zurück an der Straße ist die Wanderung beendet und de Taxis bringen uns wieder ins Hotel. Wir freuen uns nach dieser sehr schweißtreibenden Tour auf eine ausgiebige Dusche. Auf der Rückfahrt können wir mit einem kleinen Abstecher von der Straße die zwei Seen Lagoa Negra und Lagoa Comprida bestaunen. Wobei der Schwarze – Negra – grün erscheint und der Lange – Comprida schwarz aussieht.

 

Den heutigen Abend lassen wir in Haralds Einzelzimmer-Suite bei unserem einfachen Abendbrot (Brot, Dosenwurst, Käse und Banane) und einem Bier ausklingen.

Wikinger-Plan: 6. Tag: Flores-Nord

Fahrt zu den Lagoas auf der Hochebene und an die Westküste. Von Fajã Grande wandern wir auf einem spektakulären Pfad hoch über der Steilküste nach Nordwesten bis zum Leuchtturm von Albarnoz bei Ponta Delgada.

 

Heute gestatten wir uns einen freien Tag. Wir laufen die kleine Stadt ab, von der ehemaligen Walfabrik mit kleinem Museum, über das Gewerbegebiet mit Centro Comercial (im Bau), Baumarkt, Autowerkstatt usw. bis hinein zum Marktplatz des kleinen Ortes mit der imposanten Kirche. Das kleine Restaurant "Sereia" mit der freundlichen alten Dame die uns gleich die auf eine Schiefertafel geschriebene Karte etwas ins Englische übersetzt, merken wir uns für das Abendessen vor. Am Hafen können wir beobachten wie ein kleines Boot per Kran ins wellenreiche Wasser gesetzt wird und davon hüpft. Naja, wir wollen ja morgen mit ähnlichem Gefährt auf die 25 km entfernte Insel Corvo fahren. Ich bin gespannt.

 

Nachmittags geht es zu den Piscinas naturales, mit Betonflächen ausgebaute Wasserbecken zwischen den Klippen gleich 100m neben unserem Hotel. Dieses kristallklare türkisfarbene Wasser begeistert jedes Mal. Auch sind viele Fische zu sehen. Von ganz kleinen bis zu 30 cm langen und auch farbenfrohe Arten. Das Wasser hat angenehme 22 Grad und bei jeder Welle gibt es in der Badebucht eine „Gegenstromanlage“ zum Schwimmen.

Zum Abendessen gehen wir wie versprochen zur alten Dame im Restaurant "Sereia". Und wir werden nicht enttäuscht – das Essen ist sehr gut.

Corvo

Wikinger-Plan: 7. Tag: Fakultativer freier Tag

Wetterabhängig besteht die Möglichkeit zu einer Bootsfahrt zur Nachbarinsel Corvo mit Caldeira-Besichtigung.

 

Der erste einigermaßen farbige Sonnenaufgang :-)

 

Heute wiederum ist ein „Wikinger Freier Tag“. Es gibt aber das Angebot einer Bootsfahrt nach Corvo - der kleinen Nachbarinsel. Corvo besteht aus einem einzigen Vulkanberg mit Caldera und einem Ort namens Vila Nova do Corvo. Die einzige Straße führt in die Wolken, das heißt sie führt zum Kraterrand. Es leben hier 450 Menschen. Erstaunlich ist dass es von Kindergarten (der selbst hier „Kindergarten“ heißt), über Schule und Krankenhaus, bis hin zum Altersheim alles gibt, auch eine Polizeistation mit 2 Beamten.

 

Noch sind wir aber auf Flores. Der aufgefrischte Wind stimmt uns schon etwas bedenklich, denn Corvo ist 25 km entfernt und das Boot ist nur ein Schlauchboot. Maximal 20 Personen finden Platz, man sitzt sozusagen ganz im Freien. So glatt wie das Meer vom Land aus erschien, ist es an der Anlegestelle hinter dem Hotel nicht. Schon beim Einsteigen macht sich ein Wellenhub von ca. 1,50m bemerkbar. Irgendwie schaffen es dann doch alle hinein. Das Boot hüpft mit schnellen ca.50 km/h über die Wellenberge. Wir haben den Wind im Rücken und bleiben erstaunlicherweise trocken. Nach 40 Minuten sind wir im kleinen Hafen von Corvo. Hier lassen wir uns auf dem Kraterrand der Caldera hinauffahren. Unsere Hoffnung auf einen Blick in die Caldera schwindet Höhenmeter um Höhenmeter, denn wir fahren geradewegs in die Gipfelwolke hinein. Oben ist es dann gar nicht so schlecht, denn die Wolken ziehen schnell über die Caldera hinweg und reißen dabei oft auf.

 

Man kann ein Drittel des Kraterrandes erwandern und das tun wir auch. Der Boden ist sehr weich und bewachsen mit großen Mosbergen, durch die ständige Feuchtigkeit ist alles wie ein Schwamm und aufgeweicht. Ununterbrochen ziehen Wolken um uns herum und bieten ein immer anderes Bild auf die schöne Caldera. Selbst hier stehen Kühe herum.

 

Wieder unten im Ort gönnen wir uns noch einen sehr guten Café con Letche - Espresso mit Milch und einen Galon - einen größeren Milchkaffee (den wir eigentlich wollten). Noch einige Fotos vom Ort, den Windmühlen und der Kirche und dann geht es zurück zum Hafen zu unserem winzigen Boot. Die Rückfahrt gestaltet sich weit unangenehmer, da wir nun gegen den aufgefrischten Wind anfahren müssen. Es ist sehr holprig - wir fallen des Öfteren in ein Wellental und schlagen hart auf und auch das Meer will zu uns ins Boot. Die passende Beschreibung eines Mitfahrers "zwei Schläge in den Rücken - ein Däppl Wasser ins Gesicht".

 

An unserer Küste angekommen bietet uns der Bootsführer noch einige schnelle Ausblicke in Höhlen und um vor der Insel aus dem Meer ragenden Felsspitzen. Wir kommen sicher aber nicht trocken an.

Nun warm duschen und noch etwas relaxen. Am Abend besuchen wir wieder das kleine Restaurant von gestern und genießen die Kochkünste der alten Dame.

FAIAL

Wikinger-Plan: 8. Tag: Faial

Flug nach Faial und fakultative Möglichkeit zur Inselrundfahrt oder zum Stadtrundgang in Horta. Empfehlenswert: Ein Drink in Peters Café Sport und ein Bummel über die Hafenmole, wo sich die Atlantiksegler mit einem bunten Bild verewigen. Abends Fährüberfahrt nach Madalena (Pico).

 

Wieder ein Transfertag. Vormittags geht es zum kleinen Flughafen, jedoch mit Check in wie bei den Großen. Wir fliegen zur Insel Faial. Dort in Horta haben wir reichlich 4 Stunden Zeit bis unsere Fähre nach Pico ablegt. Das Wetter mag uns heute nicht. Der Himmel gibt sich dicht bewölkt, die luft stark diesig, es ist warm und schwül, von einer Sicht gar nicht zu reden. Gelähmt durch die feuchte Hitze reicht es nur zu einer kleinen Ortsbesichtigung und einem Mittagessen in „Peters Bar Sport“. Die Bar bietet gutes Essen, freundlichen Service und allerhand zu sehen. Wände und die Decke sind mit Sammelsurium aus aller Welt behangen und auch eine kleine Ausstellung von gravierten Walzähnen ist einen Blick und ein Foto wert. Der Hafen ist ebenfalls sehenswert – hunderte Gemälde der Bootsbesatzungen schmücken die Mole.

 

Unser Zwischenstopp auf Faial ist schnell beendet. Von Horta aus ist die Insel Pico fast nicht zu sehen, obwohl sie nur 6 km entfernt ist. Hoffentlich wird das Wetter auf Pico wieder besser. Die Anlegestelle der Fähre ist wie ein kleiner Flughafen und die Fähren sind richtige Schiffe. 30 Minuten braucht die Fähre zur Überfahrt. Es schwankt ganz schön.

 

Unser Hotel ist von außen nicht schick, es steht gleich am Fährhafen. Innen bietet es einen gewissen Komfort. Saubere trockene Zimmer, Klimaanlage, gute Badeinrichtung, funktionierende Armaturen und Elektrik. Nur der Blick aus dem Fenster trifft auf den Innenhof bzw. die Straße und der Balkon ist nur 40 cm breit.

 

Gleich hinter dem Hotel erkunden wir sowas wie ein kleines Stadtzentrum mit Platz und Kirche und einigen Bars und Restaurants. Den Abend lassen wir dann mit einem Imbiss und einem Bier ausklingen.

Pico

Wikinger-Plan: 10. Tag: Pico

Die fakultative Besteigung des Vulkans Pico (2.351 m) auf der gleich-namigen Insel, die 7 Stunden dauert, bleibt dem konditionsstarken und schwindelfreien Wanderer vorbehalten. Alternativ: Durch die Weingär-ten von Criação Velha (UNESCO-Kulturerbe) steigen wir auf zur Lavahöh-le Gruta das Torres oder wir erkunden die Hänge des Pico an der Höhle Furna Frei Matias und wandern zurück nach Madalena.

 

Auch hier genießen wir ein schönes Frühstück. Wegen des Wetters wird mit morgen getauscht und die Bergsteiger in unserer Gruppe erklimmen heute den Pico.

 

Wir begnügen uns mit der Wanderung an den Hängen des Pico hinunter nach Madalena – zum Standort unseres Hotels. Mit Taxis fahren wir zum Start der Tour nahe der Vulkanhöhle „Furna Frei Matias“. Hier sind wir mitten in den an den Pico gequetschten Wolken, also im undurchsichtigen Nieselregen. Die kleine Lavahöhle „Furna Frei Matias“ ist schon stark bewachsen und in 15 min erkundet. Nun laufen wir den alten Weg zum Ort hinunter. Bevor es die heutige geteerte Straße gab, war dieser Weg der einzige in Richtung Pico. Das erste Drittel unserer Wanderung erfolgt in tiefem Nebel, dann sind wir unter den Wolken und ab und zu kommt uns auch die Sonne besuchen. Gegen 13 Uhr sind wir schon wieder in Madalena zurück.

 

Nach einer erfrischenden Dusche suchen wir die Wein-Kooperative hinten am Badestrand auf. Wir bekommen eine kleine Führung und drei kleine Kostproben für 1,50 Euro pro Person. Der Wein schmeckt wie Cherry und hat auch 4 bzw. 8 Jahren im Eichenfaß reifen dürfen. Der dritte - ein sehr süßer Wein namens „Angelica - Aus Engels Hand" hat gar 20% Alkoholgehalt. Lecker.

 

Wir schlendern zurück, wollen noch ins Walmuseum – das hat aber schon geschlossen. Also relaxen wir noch ein wenig und gönnen uns später ein schönes Abendessen im großen Restaurant am Badestand „A Parisiana“.

Wikinger-Plan: 9. Tag: Inselrundfahrt Pico

Inselrundfahrt, auf der wir u. a. das „Wal”-Dorf Lajes besuchen. Fakultative Möglichkeit einer Walbeobachtungstour.

 

Madalena liegt ganz an der Westspitze von Pico. Mit einem Bus fahren wir an der Nordküste nach Osten bis São Roque do Pico, vorbei am Inselflughafen bei Cachorro. Zwischendrin können wir durch einen kleinen Ort schlendern (wahrscheinlich Ponta de Baixa), uns gefällt die Architektur der kleinen Häuser aus schwarzen Lavasteinen mit den bunten Türen und Fenstern. Ab São Roque erklimmen wir per Serpentinen die Hänge des Vulkanberges Pico und der Wettergott schenkt uns einen Regenbogen. Ein Besuch am „Lagoa do Capitao“ bringt nur Nebelbilder. Wir kurven auf der anderen südlichen Seite der Insel wieder hinunter. Leider ist auch heute alles wolkenverhangen und kein Blick auf den Berg mit seiner idealen Pyramidenform zu erhaschen.

 

In Lajes, ganz im Süden der Insel, befindet sich das Wal-Watching-Zentrum und ein Wal-Museum. Das Museum können wir besuchen, es ist klein und nett. Eine Wal-Watching-Tour gibt es nicht - da die Wale auch lieber die Sonne mögen und bei diesem Wetter nicht zu sehen sind.

Also fahren wir alle mit dem Bus weiter die Südküste in westlicher Richtung entlang. Ein Stopp bei den „größten Drachenbäumen der Welt“ und weiter nach Monte – einige Kilometer vor Madalena. Wir satteln um auf Schusters Rappen und laufen durch die mit lavastein-Mauern geschützten Weinfelder zurück nach Madalena. Die ganze Zeit ist kein Pico zu sehen und vielleicht ist das ja mit dem Berg nur ein Gerücht.

Diesen Abend gehen wir in ein sauberes modernes in hellgrün gehaltenes Imbiss-Lokal namens „Pastelaria E Pataria Lino“ und essen gute Pizza.

SÃO JORGE

Wikinger-Plan: 11. Tag: São Jorge

Bootsfahrt nach São Jorge und Wanderung an der Westküste zum Leuchtturm von Rosais.

 

Auf nach São Jorge. Die Fähre zur Insel São Jorge fährt von São Roque - einem anderen Ort ca. 1/2 Stunde mit dem Bus. Und sie fährt auch schon 8:30 Uhr, so dass wir relativ zeitig los müssen. Am Hafen geht alles schnell und unkompliziert, Koffer werden auf einem Haufen neben dem Kofferwagen gestellt, Tickets sind schon vorbestellt und müssen nur noch abgeholt werden. Einen schönen Sonnenaufgang zur Verkürzung der Wartezeit obendrauf.

 

In zehn Minuten ist die Fähre angekommen, hat ausgeladen, ist wieder beladen und losgefahren. Der Wind ist immer noch stark, so dass es doch ein wenig schaukelt. In einer knappen Stunde sind wir auf den neuen Insel São Jorge im Hafen von Velas. Das Städtchen Velas ist recht nett. Eine Fußgängerzone mit Läden, ein kleiner Park mit winzigem Pavillon und dahinten niedrige helle Stadthäuschen. Weitere Sträßchen mit netten Häusern, kleinen Läden, einigen Restaurants und vielen Bars.

 

Unser neues Hotel heißt einfach "Hotel São Jorge" und liegt nördlich des Ortes am Meer. Die Zimmer sind recht gut, sauber und vor allem trocken. Generell ist das Wetter für uns angenehmer – zwar noch immer sehr diesig, dafür aber weniger schwül.

Nachmittags wandern wir nach einer kurzen Busfahrt zum verfallenen Leuchtturm „Pointe des Rosas“ an der Westspitze der Insel. Der besondere Reiz dieser Wanderung liegt in der geringen Breite der Insel. Zuerst schaut man nach Norden und erblickt (theoretisch) Terceira und dann Graciosa – wir konnten sie im Dunst nur erahnen. Der Rückweg vom Leuchtturm führt dann an der Südseite zurück – mit Blick auf Faial und die Insel Pico sowie den Vulkankegel Pico.

 

Diesen Abend essen wir (vorbestellt) im Restaurant „Clube Naval Restaurant Marisqueira“ direkt am Hafen, hier gibt es gute schmackhafte Fleischgerichte. Besonders zu empfehlen ist „Alcatra“ – eine Art Rindergulasch.

Wikinger-Plan: 12. Tag: Steilküste und Kiesel

Nach einer Inselrundfahrt steigen wir von der Serra do Topo mit tollen Ausblicken zur Küste ab, bevor es weiter geht zur Fajã Santo Cristo da Caldeira und entlang der Küste zum Kieselstrand der Fajã dos Cubres (GZ: 3 1/2 Std., + 150 m, - 700 m).

 

Heute Morgen ist von unseren Hotelfenster aus der Pico zu sehen! Die Insel sowie auch der imposante Berg. Für einige Minuten ist der Pico fast wolkenfrei, dann zieht er sich auch schon wieder in seine Wolken zurück.

 

Mit dem Bus geht es auf zur kleine Inselrundfahrt mit Halt in einer Käserei mitten im Nirgendwo. Allerdings darf man nur einen Blick durch ein beschlagenes Fenster ins Innere der Käserei werfen, leider auch ohne jegliche Erklärung. Aber natürlich gibt es die Möglichkeit Käse zu kaufen.  Wir halten an einigen Aussichtspunkten um die imposante Küste zu bestaunen und an einer durch den letzten Vulkanausbruch beschädigten Kapelle. Auch an intakten Kirchenbauten kommen wir vorbei. Mich beeindruckt jedes Mal die überschwängliche Ausgestaltung und der Umstand, dass die Kirchen stets offen sind.

 

Unsere Wanderung beginnt auf dem Hochplateau Serra do Topo und führt uns steil hinunter zur Küste. Die Landschaft wechselt von Weideflächen mit Hortensienumrandung zu dicht bewachsenen Hängen mit Ingwer, Baumheide und Wasserfällen. Unten rasten wir in dem kleinen Ort. Hier gibt es keine Fahrstraße nur einen Weg ins Nachbardorf, diesem folgen wir. Dort holt uns der Bus wieder ab und schlängelt sich die Serpentinen wieder hinauf und zurück zum Hotel.

 

Abends sind wir wieder im Restaurant direkt am Hafen.

SÃO MIGUEL

Wikinger-Plan: 13. Tag: Zurück nach São Miguel

Flug nach Ponta Delgada, und Möglichkeit zur Stadtbesichtigung.

 

Heute ist nicht viel zu berichten. Es geht wieder weiter bzw. zurück nach São Miguel. Per Flugzeug und über Terceira, wobei wir diesmal im Flugzeug sitzen bleiben dürfen. In São Miguel bringt uns ein Bus zum Hotel. Wir durchstreifen ein wenig die Stadt Ponta Delgade - die "übliche" portugiesische Stadt - laut eng mit schönen Fußwegmustern und großen Kirchen. Abendessen gibt es für alle beim "O Roberto" an der Uferpromenade. Meine Spaghetti mit aromatisiertem Hühnchenfleisch schmecken erstklassig.

Wikinger-Plan: 14. Tag: Blick in den Vulkan

Wir wandern entlang eines Kraterrandes mit großartigen Blicken in die Caldeira mit ihren Kraterseen. Ziel ist der seichte See Lagoa Azul und eine zur Erfrischung einladende nette Bar in Sete Cidades \n(GZ: 3 1/2 Std., + 150 m, - 500 m).

 

Die große Wanderung rund um die Caldera das Sete Cidades steht auf dem Plan, das Wetter in Ponta Delgada verspricht einen schönen Tag mit Sonne und Fotowölkchen. Zuvor besuchen wir noch die hiesige Markthalle. Neidisch bin ich auf die wunderbar reifen Ananas und beeindruckt von der Vielfalt der Fischstände.

 

Nun aber mit dem Bus in den Westen der Insel um den diese Region beherrschenden Vulkankrater zu umrunden (zumindest zur Hälfte). Als unser Bus die westlichen Berge von São Miguel erklimmt, verdichten sich die Wolken und bei dem Aussichtpunkt „Mirradouro da Vista do Rei“ schwant uns böses – bzw. Nebel, Regen und schlechte Sicht. Alles grau in grau. Offensichtlich ist es öfters so, denn ein Schild zeigt wie schön die Aussicht bei Sommerwetter wäre. Der Startpunkt unserer Wanderung ist etwas weiter östlich am „Parque Lagoa do Canário“. Mutig wagen wir trotz der dicken Wolken um uns herum die Wanderung und werden belohnt! Mit jedem Schritt wird es heller und sogar Wolkenlücken und etwas Sonne bekommen wir zusehen. Der Weg zieht sich nordöstlich am Kraterrand entlang und immer gibt es neue schöne Blicke in die Caldera, auf die Seen Lagoa Azul und Lagoa Verde sowie auf den Ort Sete Cidades. Als unser Weg nach einer halben Runde wieder auf die Straße trifft, bringt uns der Bus hinunter in den Ort. In dem kleinen hübschen Ort gönnen wir uns dann auch eine Kaffeepause. Dann geht’s auch schon zurück zum Hotel.

 

Heute ist der letzte Abend der Reise und zu diesem Abschluss finden wir uns zum gemeinsamen Abendessen in dem Restaurant „Alcides“ in der Innenstadt von Porto Delgada ein. Anfangs wirkt das Personal etwas überfordert doch letztendlich klappt alles und jeder ist zufrieden.

RÜCKFLUGTAG

Wikinger-Plan: 15. Tag: Rückflug über Lissabon

 

Wir müssen nicht allzu zeitig los und können noch gemütlich frühstücken.

Gemütlich geht es dann auch weiter - es fängt schon mit Verspätung beim Abflug in Ponta Delgada an, da sind es noch 20 Minuten. In Lissabon hechten wir zum Anschluss – müssen dort jedoch lange warten, da es die gleiche Maschine ist und sie erst neu bestückt werden muss. In Lissabon geht es mit einer Stunde Verspätung weiter. Dann in Frankfurt sind sogar unsere Koffer da und wir fahren im Dunkeln und in strömendem Regen mit dem Auto zurück nach Chemnitz.

 

PS: Also die beste Reisezeit für die Azoren ist NICHT der Oktober. Die Saison ist dann auf den Inseln schon zu Ende und Hotels und Restaurants fahren auf Sparflamme, besichtigungswerte Ziele haben geschlossen, und das Wetter ist feuchter als im Juli. Die Saison ist Juni, vor allem Juli und vielleicht noch August. Allerdings sind sicherlich dann auch etwas mehr Touristen in der Region.

 

Adeus Azoren

sagen Jürgen und Kerstin