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La Reunion

Im Oktober 2004 machten wir uns endlich auf die lang vorbereitete Reise zur Insel Réunion im Indischen Ozean. 

Wir planten die Reise so, dass wir möglichst viele Regionen kennen lernen konnten. Die Rundreise ging vom Flughafen in St. Denis in Richtung Osten nach St. Benoit - zur Erkundung der Ostküste, weiter in die Cirque de Salazie, von dort aus eine Wanderung in die Cirque de Mafate, danach ins Vulkangebiet. Anschließend in die Cirque de Cilaos, von dort nach Le Maido und zum Abschluss an die Westküste. 

 

 

Réunion gehört zu Frankreich. Obwohl sich die Insel auch immer mehr öffnet, trifft man an Nichteinheimischen mindestens 90% Franzosen. In Hotels wird manchmal ein wenig englisch gesprochen, deutsch nicht. Man ist hier auf selbsterlerntes Französisch angewiesen. Ein klein wenig sollte man unbedingt erlernen. (Wir hatten einen Urlaubssprachkurs, ein Semester, an der Volkshochschule belegt.)

Etappen unserer Reise

La Côte au Vent

La Côte au Vent bedeutet die Küste im Wind. Es ist die Ostküste Réunions. Hier ist die Insel schutzlos dem Südost-Passat ausgesetzt, die Wolken stauen sich jeden Tag und bescheren der Region feucht-warmes Tropenklima. Es wird Vanille und Zuckerrohr angebaut. Unterhalb des Ortes Sainte-Rose herrscht der Vulkan mit verbrannter Erde und ständig frischen Lavaströmen, die sich wie schwarze Gräben durch das tropische Hellgrün fressen.

 

Grand Etang

Der “Große Teich” liegt im feuchten Hinterland im Nordosten in ca. 500 m Höhe. Glitzernde Fontänen nähren einen dunklen Wasserspiegel zwischen engen Steilwänden mit tropischer Vegetation.

 

Vanille- Kooperative

Im Ort Bras-Panon haben sich 750 Vanillepflanzer zusammengeschlossen. Hier werden die grünen Schoten zu den schwarz-braunen Vanillestangen verarbeitet, in Handarbeit.

 

Cirque de Salazie

Die Cirque de Salazie ist eine der drei gewaltigen Talkessel der Insel. Mit Hilfe des ständig und reichlich vorhandenen Wassers hat die Erosion gigantische Täler mit bis zu 2.000 m hohen Steilwänden geschaffen, schroff und dennoch immer tropisch grün. Es gibt Tamarinden- und Cryptomeria- Wälder, tausende Wasserfälle und Bäche und alte verfallene (vom Wirbelsturm zerstörte) Termalbäder.

 

Cirque de Mafate

Die rund 650 Bewohner der Cirque de Mafate, die nach wie vor schwer zugänglich ist, sind zum Teil Nachfahren entlaufener Sklaven, die sich hier versteckt hielten. Die zerfurchte Landschaft besteht aus zahlreichen Plateaus, die in Luftlinie nicht weit von einander entfernt und doch nur in stundenlangen Märschen zu erreichen sind, Straßen gibt es nicht. Noch heute ist die Cirque de Mafate nur zu Fuß oder mit dem Helikopter zu erreichen. Ein Paradies für Bergwanderer.

 

Le Plain des Cafres

Réunions einzige Paßstraße führt über zwei ausgedehnte Hochebenen: Plain de Cafres und Plain de Palmistes. Oft zieht dichter Nebel über die sumpfigen Weiden mit Ginster, Farnen, Heckenrosen und durch den Tamarindenwald.

 

Le Volcan

Der Piton de la Fournaise (2.632 m) ist der noch tätige aktive Vulkan Réunions. Seine Spuren sind an der Ostküste eindrucksvoll zu sehen.

 

Forêt de Bébour

Im obersten Winkel der Plaine des Palmistes beginnt die Forststraße RF2, die 18 km weit in eines der schönsten und größten Waldgebiete Réunions führt. Weithin von baumhohen Farnwipfeln überragt, steigen nebelfeuchte Laubmassen einen flachen Bergkessel empor. Viele Naturlehrpfade führen in das Dickicht hinein, einer davon umrundet den Piton de Bébour.

 

Cirque de Cilaos

Wohl der berühmteste der drei gewaltigen Talkessel, war bis Anfang des 19. Jh. noch völlig von der Außenwelt abgesschnitten. Hier leben heute auf 1000 m² 5700 Bewohner, sie bauen traditionell die kleinen cari-Linsen und “verrücktmachenden” Wein (le vin qui rend fou) an, die leicht giftige Rebsorte weicht aber heute legalen Sorten wie Chenin oder Pinot noir. Eine berüchtigte und fantastische Panoramastraße, die “400-Kurven-Strasse” führt in die Cirque de Cilaos.

 

Le Maïdo

Vom Aussichtspunkt le Maïdo auf 2190 m hat man einen atemberaubenden Blick in die Cirque de Mafate. Allerdings nur frühmorgens, denn schon ab 7 Uhr beginnen die ersten Wolken aufzuziehen. Der Blick schweift über große, aus den Schluchten aufragende Erosionsinseln bis hinab zum “Geröllfluß” (Riviére des Galets) 1500 m tiefer. Einen weiteren Aussichtsberg er- wandert man auf einer 20 km langen Tour an der Abbruchkante entlang, den Piton de Bernard.

 

Côte sous le Vent

Das ist die “Küste unter dem Wind”, also der Westen. Hier hält das Gebirge den regenbringenden Passat fern. Das Klima ist trocken und warm, fast immer scheint die Sonne - ein ideales Badeparadies. Dazu kommen noch schöne helle Strände hinter einer 15 km langen Lagune und bunte Korallengärten - ideal zum Entspannen.

 

Sant Denis und Sant Pierre

Die Hauptstadt Réunions Sant Denis erinnert an eine französische Provinzstadt, mit 135.000 Einwohnern ist sie die größte französische Stadt in Übersee. Erst im Jahre 1738 wurde die Kolonialverwaltung nach Saint Denis verlegt. Heute besteht die Stadt aus einem chaotischen Gemisch von Krämerläden, schicken Boutiquen, Banken, indischen Tuchgeschäften, alten Kolo- nialbauten, grauen Beton-Neubauten und modernen Bürohäusern. Und am Sonntag ist alles geschlossen ;-)

Der Aufschwung der kleinen Stadt Sant Pierre kam im 19. Jh. mit dem Zuckerrohranbau. Es entstanden Fabriken und ein Hafen wurde gebaut, der jedoch bald versandete. Saint Pierre ist ein beschaulicher kleiner Ort mit viel kolonialem Flair geblieben.


Reisebericht

ODER: "WAS IST DENN NUN MIT DIESEN OEUFS?"

SONNTAG - der 3. Oktober 2004: Früh um 8 Uhr geht's los, da fährt der Zug von Chemnitz nach Berlin. Der Flieger geht zwar erst 16:00 ab Tegel aber dies ist die einzige durchgehende Zugverbindung und sie dauert auch nur knapp 4 Stunden. Im Zug fragen wir den netten Schaffner ob unser Onlineticket auch für die auf dem Ausdruck ausgewiesenen S-Bahnen gilt, dabei erfahren wir allerdings, dass Berlin-Tegel nicht Flughafen Tegel ist und wir statt bis Ostbahnhof bis Bahnhof Zoo fahren müssen und dann weiter mit dem Bus - Glück gehabt :) Dann warten - Flug nach Paris - warten - Flug nach St. Denis auf Reunion.

 

Der Service im Flieger der "Air Austral" ist sehr gut (Kissen, Decke, Kopfhörer, Augenbinde, Ohrstöpsel, Essen, Trinken - alles da) aber 11 Stunden so rumsitzen ist nicht so einfach. Irgendwann kann ich dann doch einschlafen und als ich aufwache - so gegen 5 Uhr - ist es draußen schon blendend hell (die Fensterrollos sollten während der Nacht geschlossen werden) . Wir sind schon über dem Indischen Ozean, Reunion- Zeit = 7 Uhr. Landung pünktlich gegen 9 Uhr, Gepäck raussuchen und zum Vor-Ort-Reisebüro-Flughafenschalter "La Connection". 

 

 

Vor uns eine kleine Reihe, alles spricht schnell und viel französisch. Wir basteln an spärlichen Sätzen um unser Auto und die Hotelschecks einzufordern. Als wir an der Reihe sind spricht die junge Frau uns freundlich und sehr gut auf deutsch an. Wir erhalten die Hotelschecks, viele Infos und die Richtung zur Autovermietung - sie ist gleich vorm Flughafen. Ein silberner Renault Clio wird uns 20 Tage lang begleiten.

La Côte au Vent

Unser erstes Hotel ist bei Sant Benoit im Osten - "Hostelleria Confiance". Der Ort Confiance ist schnell gefunden, aber wo ist die Hostelleria? Wir fahren den kleinen Ort Straße für Straße ab und finden wirklich nach kurzer Zeit die Unterkunft. In einem kleinen Park sind zwei Bungalowreihen, in einem die Zimmer im anderen Restaurant, Bar und Küche. Nach "J'ai retenu une chambre..." und im Tausch gegen den Hotelscheck bekommen wir unseren Schlüssel und ziehen für eine Nacht ins Zimmer 3. 

 

In dieser Gegend herrscht sehr feuchtes Klima, was sich auch im Zimmer niederschlägt. Die Einrichtung ist einfach und ordentlich. Es ist erst kurz vor Mittag und wir wollen noch die Ostküste bis Sant Phillipe erkunden, mehrere Lavafelder - erst wenige Jahrzehnte alt - stehen auf dem Besichtigungsplan. Also los geht's. An der Dorfstraße gibt es eine Art Laden, ziemlich verwahrlost, für ein Baguette, drei kleine Dosen mit Thun und Pate und 6 Liter Wasser dürfen wir 15 Euro hinblättern. Dann geht es weiter die Küstenstraße N2 entlang Richtung Süden. Die Vegetation ist üppig, viele bunte Gärten mit schönen Häuschen oder einfachen Holz- oder Blechhütten, die meisten Leute sind hier sicherlich für unsere Verhältnisse ziemlich arm. Zwischen den Orten sind meist Zuckerrohrfelder. Wir umsteigen die "durch ein Wunder" vom Lavastrom 1979 verschonte Kirche in Sant Anne und fahren in ein lichtes Waldgebiet hinein. 

 

An der Bucht "Anse des Cascades" gibt es neben den aus dem Steilhang heraustretenden Wasserfällen einen Palmenwald, Yuca- Bäume mit Pfahlwurzeln die wie kleine Mangroven aussehen, Großblattbäume, eine Art von Webervögeln und den indischen Ozean zu sehen. Das GPS meint wir sind -27 m "hoch". Der indische Ozean sprudelt an die aus schwarzer Lava aufgebaute Bucht. Weiter auf der N2 nach Süden ist die Straße über einen Lavastrom von 1940 gebaut, die immer noch tiefschwarze Lava bildet einen starken Kontrast zu dem Hellgrün des umgebenden Waldes, die höher gelegenen Berge sind in den Wolken versteckt. 

 

Ein Stück weiter ist die Straße auf einmal voll gesperrt, wir parken und gehen zu Fuß. Baugehämmer ist zu hören. Eine, vielleicht 6 m hohe Lavawand liegt auf der Straße, obenauf hämmert ein Bauarbeiter mit schwerem Gerät auf die Lavabrocken ein. Mit weißen Farbtupfern ist eine Art Weg markiert. Wir besteigen die Lava - Wärme steigt auf, der letzte Ausbruch - so haben wir gelesen - war 2001, daß die Straße noch nicht wieder frei geräumt ist und die Lava noch so warm, ist schon komisch. Der Spaziergang auf der Lava ist schon interessant, immer neue Muster.

 

Als wir zum Auto zurückgehen erfahren wir von einem der Bauarbeiter (er spricht deutsch), dass der Lavastrom erst knappe 4 Wochen alt ist!

Auch hier gibt es Spatzen, auch hier suchen sie unentwegt nach Krümel. Ich habe heute außerdem schon ganz gelbe Vögel - offensichtlich eine Art Webervogel - sie bauen hängende Grasnester an Ästen oder Palmblättern, mal ganz kurz ein leuchtend rotes Vögelchen, lustige "Turbanträger" (etwas größer als Meisen) mit weißem Bauch und rotbraunen Flügeln gesehen und "tackernde" Amseln - dunkelgraue Vögel mit leuchtend gelbem Schnabel und gelbem Augenring, beim Fliegen sehen diese aus wie kleinere Eichelhäher (weißer Streifen in den Flügelfedern). Und dann gibt's noch ganz kleine - ½ Meise nur - mit schwarzem Kopf, rotem Augenstreifen, weißen Flügel - und Schwanzfedern die jeweils wieder schwarz enden, frißt offensichtlich Nektar in den Blütenständen des Großblattbaumes. 

 

Mücken, die erste habe ich gleich heute erlegt, es war eine Zebramücke - nicht so einheitlich grau wie die bei uns, nein, tiefschwarz mit zwei, drei weißen Querstreifen - setzt sie sich auf meinen Arm und positioniert den Rüssel !

 

DIENSTAG

Es ist 6:36 deutscher Zeit und ich sitze im Garten vor dem Bungalow der Hosteleria, hier ist es schon halb neun, bis 10 gibt es Frühstück. Es ist feucht hier und um die 20 Grad, gestern waren es schon mal 27 Grad und komplett bewölkt, heute Nacht hat es geregnet, der Südosten hier ist ja auch die Inselseite die ständig dem Passat ausgesetzt ist. Für die Reunesen ist Oktober noch Winter (November aber schon Sommer), so was wie Frühling oder Herbst gibt es hier nicht.

 

Die Pflanzenwelt erscheint mir sehr tropisch - allerdings war ich noch nicht in den Tropen. Es riecht angenehm parfümiert, dies scheint von dem Strauch mit den weiß bis lila Kelchblüten zu kommen. Ein großer mit Lianen umrankter und mit Geweihfarn bewachsener Baum - Name? - große 30 cm lange birnenförmige Blätter, ausladende Krone, breitet sich über mir aus. Kokusnusspalmen, Nadelbäume die keine sind (Tamarinden), Bananenpflanzen, Sträucher mit bunten Blättern oder duftenden Blüten, eine riesige blaugrüne Orchideenblüten- Dolde im großen Ficus ... vieles wofür mir die Namen fehlen.

Cirque de Salazie

Offensichtlich ist 7 Uhr die übliche Frühstückszeit. Hier gibt es neben den Croissants sogar Baguette en masse!

 

Wir fahren nach Ille de Vido, einem kleinen Dorf am Ende der Straße. Es geht auf zur Rundwanderung, erst eine Variante des Grand Randonee Route 1 (GR R1) bis zum Pass, dann den GR R1 selber zurück. Nach unserer Beschreibung eine Tour von 14km, 870hm +- in 5 ½ Stunden. Der Weg ist äußerst interessant und abwechslungsreich. Es geht über viele kleine und einige große Bäche, auf sehr steilen Pfaden bergauf und bergab, ein trockenes Flussbett wird in 45 Grad Steigung erklommen usw.. 

 

Am Morgen war strahlend blauer Himmel, doch schon gegen elf zieht sich das Tal mit Wolken zu. Bald wird klar, dass diesmal die angegebene Gehzeit für uns nicht zutrifft, wir brauchen länger. Am Ende sind es fast 8 Stunden für diese erste, nicht gerade leichte Tour geworden. Eine einzige der berühmten hier heimischen Seidenspinne habe ich gesehen, dafür aber viele braune Frösche. 

 

Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich: kleine mühsam zu bewirtschaftende Felder an den Dörfern und Weilern, Wald aus Lorbeer (?), Ficus, Bambus (so um die 10m hoch), Agaven; immer wieder kleine und weniger kleine Bäche allesamt sehr steinig (in der Regenzeit ist da sicher richtig was los), Bergsattel mit Stechginster und eine Art Baumheide, an lichte Kiefernwälder erinnernde Tamarindenwälder - ein richtiger Märchenwald, Dreckwege durch Zuckerrohrfelder, eine Hängebrücke über eine wilde Schlucht und zum Schluss wieder die steile Wand hinauf zum Dorf Ille de Vido. 

 

Auf dem letzen Stück kamen uns Einheimische entgegen, die wahrscheinlich auf dem Heimweg von Kiosk und Bar oder Arbeit zur kleinen Siedlung im Zuckerrohr waren. Dieser steinige Hangweg und auf der anderen Seite des Tales der hässliche steile und lange Weg wieder hinauf wird für sie alltäglich sein. Sie laufen barfuß, einer in Badelatschen. Sie alle haben uns angesprochen und was erzählt, dass wir offensichtlich davon nichts verstanden haben hat sie nicht gestört. Mit unseren Wanderschuhen und -sachen sind wir ihnen sicherlich sehr komisch vorgekommen.

Grand Etang und Coop. Vanille

Heute zum Donnerstag geht's zum Grand Etang, ein See gespeist von vielen Wasserfällen, und die Vanille Kooperation wollen wir im zweiten Anlauf nehmen. Gleich früh ist es in Hell-Burg total bewölkt, als wir die Cirque verlassen regnet es sogar. Wir fahren trotzdem weiter und haben Glück. Am See überlegen wir ein Weilchen ob wir loslaufen - es lockert etwas auf, der Regen lässt nach. Also auf zur Seerunde. Alles ist sehr feucht und ziemlich schlammig. Um den Grand Etang herum herrscht tropische Vegetation, auf den Bäumen sind Farne, Moose und Orchideen. Jetzt gibt es sogar blauen Himmel und Sonne. 

 

Die Kooperation finden wir dieses Mal, sie liegt nicht an der neuen Straße N2 sondern dort wo die Straße vorher verlief... Es gibt auch eine kurze Führung - leider in französischer Sprache. Es ist alles viel kleiner als wir uns das vorgestellt haben, ganze 4 Personen arbeiten am Sortieren und Auslesen der Vanilleschoten.

Tour in die Cirque de Mafate

FREITAG. Heute haben wir eine sehr schöne Wanderung nach La Nouvelle unternommen. La Novelle liegt in der Cirque de Mafate, in der immer noch keine Straße existiert. Mit dem Auto kann man bis an den Pass zwischen den Cirques Salazie und Mafate fahren, dort sind mehrere Rastplätze. Es soll ein Regierungsprojekt für die Weiterführung der Straße hinein in die Cirque de Mafate gegeben haben, welches allerdings aufgegeben wurde. Also geht es (zu Fuß) abwärts auf einem sehr gut ausgebauten Weg (wieder GR R1) zugleich der Hauptweg der Bewohner in Richtung Salazie. Es geht viele Meter steil bergab und dann auf einer Hochebene mit Baumheiden, an denen Flechten herunterhängen, weiter, offensichtlich "parken" hier oft die Wolken. 

 

Wir haben gute Sicht, strahlend blauen Himmel und die Wolkenwand müht sich noch über den Pass zu kriechen. Am Ende der Ebene geht es wieder lange bergab bis hinunter nach La Nouvelle - Rast - und den gleichen Weg zurück. Mittlerweile ist die Wolkendecke über uns fast geschlossen - sehr gut für den Weg zurück, denn nun geht es ja die vielen Meter wieder bergan. Wirklich eine sehr schöne Tour. 

Die Bewohner in der Cirque de Mafate werden entweder mit dem Hubschrauber versorgt oder tragen alles zu Fuß nach Hause, wie der jungen Mann den wir auf unserem Rückweg trafen: er hatte mehrere Kisten mit Hühnerkücken auf dem Kopf gestapelt und trug diese schnellen Schrittes in Richtung La Nouvelle. 

 

Am Abend wollten wir auf die schöne Tour und zum Abschluss des Essens einen einheimischen Punsch trinken, bekamen jedoch keinen: Punsch ist Apparativ! Wir "mussten" einen Rum Arangee probieren und bekamen eine Variante mit Citron. Das schmeckt in etwa wie CaiPi ohne Eis - nur besser. So ein Flächchen nehmen wir uns mit. (dachten wir, doch es ist uns nicht gelungen - wir haben noch einige Male verschiedene Rum Arangee probiert, jedoch sind alle hausgemacht und verschieden.)

Sant Pierre

Heute am Samstag wurde nicht gewandert, sondern von Hell-Bourg zur nächsten Station in Plain de Cafres gefahren, hunderte Kurven runter und hunderte wieder hinauf. 

 

Auf der Fahrt haben wir Saint Pierre einen Besuch abgestattet. St. Pierre ist ein kleiner Küstenort mit Hafen und vielen Baustellen - wird bestimmt mal schön, wenn es fertig ist. Es gibt viele teure Geschäfte, vornehmlich mit französischen Sachen. Keine Ahnung, ob das der "Otto-Normalverbraucher" hier überhaupt bezahlen kann. Den Menschen hier in der Stadt und auch in den Orten an der N3 (eine der Hauptverkehrsstraßen) scheint es materiell bedeutend besser zu gehen als denen die wir in den Dörfern der Cirques gesehen haben, gerade die Jugend hat einen großen Drang sehr schick und modisch gekleidet zu sein. Wobei es für mich fast unmöglich ist die französischen Touristen von den Einheimischen zu unterscheiden. 

 

Das Gebiet Plain de Cafres liegt auf der großen Ebene zwischen dem Gebiet der Cirques und dem Vulkan. In Plain de Cafres gibt es eine "richtige" Kaufhalle, nennt sich "Casino", zudem ist es bedeutend preiswerter als in den kleinen Läden der Dörfer. Unser Hotel "Geranium" liegt vor dem Ort, sehr ruhig und schön. Unser Zimmer ist im Erdgeschoss (es gibt nur noch eine Etage darüber im Dach), hat Terrassentüren die hinters Haus führen. 

 

Kein Zaun, nur die weite Ebene mit Grasland, Sträuchern, Bäumen und Kühen. Leider ist keine Sonne sondern nur tief fliegende Wolken, die aus dem Tal kriechen und über die Ebene treiben. Ich jage derweil die kleinen roten Vögel mit meiner Kamera. Gegen Abend lockern die Wolken bzw. der Nebel auf und spielen Fangen in der Luft.

Le Plain des Cafres

Zu spät! Wir waren zu spät am Viewpoint ins Langevin Tal, alles schon mit Wolken gefüllt, das heißt alles schon so voll mit Wolken dass sie überquellen und auf die Ebene treiben. Und dabei war es am Morgen strahlend blau! Eigentlich sollten wir hier am Ziel der Wanderung 1000 m tief blicken können, aber jetzt ist es 11 Uhr und nichts zu sehen. Die Gegend hier um den Vulkan ist ganz anders als die in den Cirques - trocken und karg. 

 

Überall sind die Spuren des gefräßigen Verwandten des Holzwurmes - der gemeine Steinwurm - zu sehen. Fast an jedem Stein hier oben sind seine ausgefressenen Löcher und Gänge zu erkennen ;-)

 

Auf der Rückfahrt zum Hotel wird der Nebel noch dichter und auch die ganze Ebene um Plain de Cafres ist mit dichtem Nebel total zu. Wir haben noch das schöne Vulkan- Museum besucht, sehr interessant, die Texte sind leider alle nur in französisch, die Filmchen kann man sich in englisch anhören. Abends hebt sich wieder der nasse Schleier und ein wunderschöner Sonnenuntergang versöhnt: der uns einhüllende Nebel zieht nach oben ab, die Sonne ist noch darüber, spiegelt sich jedoch im Meer, welches dann von unten die Nebel-Wolken anleuchtet.

Le Volcan

Auf zum Pico de Fournaise, um 4 Uhr früh Ortszeit! Um am Calderarand den Sonnenaufgang zu sehen. Die Straße hinauf fuhr sich im Dunkeln besser als angenommen, so waren wir "pünktlich" oben. Sch...kalt. Schon kommt die Sonne am Horizont heraus, schöner metallisch blauer Himmel und einige rosa Wölkchen, wenig später ist Tag. Wir sind dann erst mal zurück zum Auto frühstücken, draußen war es dafür zu frisch.

 

Dann auf zum Vulkan. Erst geht es an der Abbruchkante der Caldera steil bergab, dann in der Caldera über Lavaplatten und -kringel zum Vulkankegel, und dann diesen hinauf. Wege sind keine ausgebaut, aber durch weiße Markierungen auf der Lava sehr gut zu sehen. Oben angekommen führt der Weg um den Krater herum. An der Ostseite sind junge Lavaströme zu sehen, die Schlacke auf dem Gestein ist noch völlig intakt, leuchtet metallisch und klingt wie Glas. Das Gehen auf den Lavageröllbergen ist allerdings beschwerlich und verlangt Trittsicherheit. Auf unserem Rückweg sind die Wolken schon wieder auf dem Siegeszug und verhüllen gegen Mittag schon die Caldera.

Forêt de Bébour

Au, mir tun die Füße weh. Heute Urwaldtag. Es ging zum Forest de Bebour. Doch davor, wegen der glasklaren Sicht, sind wir erst zum Aussichtsbalkon in Bois Curt gefahren. Ein absolut fantastischer Blick ins Tal "Grand Bassin", 700 hm hinunter, gegenüber geht es 1600 hm hinauf zur Ebene Le Palmiste Rouge. Von den Ebenen nach unten ins Tal gibt es keine Straßen jedoch einen Lastenaufzug. Die Männer sind gerade dabei Ananas und anderes hinunter zuschicken. 

 

Aber nun zum Forest de Bebour: Wir gingen erst einen kleinen Lehrpfad rund um den Piton de Bebour und dann ein Stück die Forststraße weiter den Weg zum "Bassin des Hirondelles". Es ist erstaunlich wie dicht und undurchdringlich so ein Urwald ist, ohne Weg (oder Kettensäge) wäre da kein Weiterkommen. Üppigste Vegetation in diesem Märchenwald: Baumfarne, verschiedenste Bäume auch Edelhölzer, viele mit rötlichem Holz, alles bemoost und befarnt, kleine Orchideen und Millionen Calla- Blumen. Das Ganze ist ziemlich feucht, eigentlich schon nass. Hoffentlich gelingt es den Einheimischen diese Natur zu erhalten. 

 

Auf dem Rückweg zu "unserer" Plain de Cafres schlägt der Nebel wieder zu, vielleicht gerade mal 5m Sicht - aber wir haben die Abfahrt zu unserer Unterkunft gerade noch rechtzeitig entdeckt.

Cirque de Cilaos

Weiter in unserer Rundreise - es geht nach Cilaos. Vorher noch mal ein Abstecher zur Post, die Karten bei "Avion" einwerfen, denn Briefkästen haben wir hier noch nicht gesehen. Nun die Straße nach Le Tampon hinunter. Durch den Regen gestern ist alles sehr feucht, schon bilden sich wieder Nebel und neue Wolken. Wir versuchen eine Abkürzung, um den großen Bogen bei St. Pierre zu sparen, dafür tuckern wir lange einem Bagger hinterher. Wir landen in einem ziemlich zerstörten Tal in dem offensichtlich Steine abgebaut und Beton hergestellt wird - und unsere Straße scheint das auch nicht zu sein. Wir halten erst mal an, es ist über 30 Grad (beim Losfahren auf der Hochebene waren es gerade mal 13). Dank der GPS-Ortung finden wir unseren Standort auf der Wanderkarte wieder - wir sind doch richtig nur schon weiter als gedacht. Ab jetzt geht es die berüchtigte "Straße der 400 Kurven" hinauf bzw. hinein in die Cirque de Cilaos. Die Fahrt ist ganz schön stressig, da die Straße sehr eng und manchmal auch nur einspurig ist und viele Kurven hat. 

 

In Cilaos können wir der Wegbeschreibung zum Hotel des netten reunesischen Reisebüros leider nicht folgen, da hier und heute ein Volksfest stattfindet und genau unsere Abbiegestraße für die Stände reserviert wurde. Aber wir haben unser Hotel gefunden und nun sitze ich auf dem Balkon des Hotelzimmers und höre nebenbei einem Trompetenspieler zu. 

 

Das Örtchen Cilaos haben wir auch schon erkundet inkl. Fest. Dort gibt es kleine lecker kreolische Teigtaschen gefüllt mit Fisch, Fleisch oder Gemüse, meist scharf. Die hohen Berge rings um uns herum werden wir wohl erst morgen früh zu Gesicht bekommen, denn obwohl wir schon gegen elf Uhr hier ankamen war schon alles mit Wolken zu. Was man jetzt noch an Berg sieht dürfte von hier aus noch 500 m hoch sein, aber in Wirklichkeit sind die Bergwände von hier aus über 2000 m hoch. Die Hotelauswahl ist auch hier gelungen: ordentliches Zimmer mit Bananen und Blumen vorm Balkon. Der Trompeter trompetet immer noch, jetzt eher freestyle. 

 

DONNERSTAG

Heute wollten wir nur eine kleine Wanderung machen - ins Nachbardorf Bras Sec und dann um den Bonnet de Pretre ("Bischhofsmütze") herum über Palmiste Rouge zurück. Da es hier keine einfachen Wege gibt laufen wir mit voller Wanderausrüstung los (Wanderschuhe, Rucksack und Stöcke) - und es war gut so, denn die kleine Runde wuchs sich zu einer 5h Tour mit reichlich schwierigen Pfaden, Aufstiegen an fast vertikalen Bergwänden, Bachüberquerungen etc. aus. (Bloß gut dass jetzt Trockenzeit ist.)

 

Eigentlich sollte heute der große Aufstieg hinauf zur Gîte Defour, steile 1200 hm, die erste Etappe zum Pico de Neiges sein - aber wir passen - wir haben einfach gar keine Lust auf diese zwei Tage Strapaze auch weil uns Füße und Gelenke jetzt schon ziemlich schmerzen. Von der Gîte wären es dann morgen Nacht weiter 650 hm hinauf zum Pico gewesen, und nach Bestaunen des bestimmt sehr eindrucksvollen Sonnenaufgangs ginge es dann die ganzen 1800 hm wieder am Stück hinunter. Das schaffen meine Knie derzeit glaub ich nicht. 

Also brauchen wir ein Zimmer für heute Nacht, leichter gesagt als bekommen: Zuerst fragen wir beim Auschecken in unserem Hotel, "no, complete" ist die Antwort - "nein, ausgebucht". Wir gehen in Cilaos auf Zimmerjagd. Doch die Antwort ist überall die gleiche. Wir beschließen, dass sich das Bureau de Tourisme der Aufgabe annehmen sollte. Die nette Dame seufst, als sie unser Problem versteht und fängt an zu telefonieren. Wir verstehen kein Wort außer immer mal "complete". Eine ganze Weile später lächelt sie und kreuzt uns auf einem Dorfplan etwas an - da sollen wir hin. 

 

Wir bedanken uns und laufen hin - das hätten wir nicht hinbekommen. Die angekreuzten Quartiere sind kleine Einraumwohnungen, es ist nicht zu erkennen wo wir einen Schlüssel dazu bekommen könnten. Im Haus weiter unten steht die Türe offen, ich gehe hin und erzähle der Frau in stolper- französisch etwas von Zimmer bestellt im Tourismus- Büro... die Frau lächelt und antwortet mit einem Redeschwall - ich verstehe nichts. Nach ihrer Gestik zu urteilen bin ich aber richtig. Schlüssel gibt's in 3 Stunden, oder so. Wir haben eine Bleibe für diese Nacht! 

Heute wird nicht gewandert. Wir sind zu einem der vielen Kiosques (Rastplätze) etwas unterhalb von Cilaos gefahren und sitzen im Halbschatten des Waldes. In Cilaos haben wir uns noch Verpflegung am Marktstand mit den Teigtaschen geholt - es gibt 14 verschiedene, die wir nun in Ruhe genüßlich verspeisen. Heute morgen waren schon 30 Grad, erstaunlich daß es hier so warm ist, Cilaos liegt ja genau wie die Cirque de Salazie um die 1000 m hoch, jedoch waren dort immer nur so um 20 Grad. Wahrscheinlich hat auch deswegen hier so ziemlich jeder einige Weinstöcke ums Haus. Heute ist der erste Tag an dem mittags die Berge noch nicht von Wolken verhangen sind, selbst die durch die Sonne aufsteigende feuchte Luft aus den Tälern kann sich nur zu kleinen Wölkchen ballen. 

 

Ich habe es herausgefunden: "Fête des Lentilles" - Fest der Linsen - wird in Cilaos gefeiert! Wir haben bei unseren Wanderungen auch mehrere Felder mit Linsenpflanzen gesehen, der Anbau scheint eher mühevoll zu sein. Verwunderlich, daß Linsen hier offenbar eine hohe Bedeutung haben, denn zu essen - zumindest in den Gaststätten - gibt es sie nur als Beilage zum Cary.

 

Hier in der Gegend scheinen die Menschen nicht so materiell arm zu sein wie in den abgelegenen Bauerndörfern in den Bergen der Salazie. Da aber Ferien sind (jedenfalls sind viele Kinder unterwegs und die Schulen geschlossen), lassen sich einheimische Urlauber nicht von französischen Urlaubern unterscheiden. Und doch, die in Badelatschen oder barfuß sind wahrscheinlich eher Einheimische. Übrigens: heute 4 der Seidenspinnen, keine Frösche, eine Maus, streunende Katzen und viele nervöse Vögelchen gesehen, und ein Hund der sich uns anschließen wollte.

In unserer Zwischenunterkunft gibt es kein Frühstück. Also gehen wir morgens zur Bulangerie, zum Bäcker. Dort gibt es auch Café aux lait und natürlich Croissants in allen Variationen und auch Ciche Lorain und Sandwitchs. Lecker. Und der Kaffe ist viel besser als der Automatenkaffe im Hotel. 

 

Wieder im "alten" Hotel in Cilaos haben wir nun ein "Bayrisches Zimmer" - alles mit Holz verkleidet mit hineingeschnitzten Blümchen und Herzchen, sogar ein "Neues Testament" liegt im Schubfach. Der Abflusss im Bad funktioniert, Haken brauchen nicht halten - es sind keine da, und genügend Kopfkissen haben wir auch - alles prima :-) Wir haben heute eine Rundtour über bzw. neben Cilaos in Kombination der Hauptwanderwege GR R1 und GR R2 unternommen, vorbei an der Cascade Bras und hinauf zum Parkplatz unterm Col de Tabit. Rückzu sind wir allerdings statt den 250 m höher gelegenen Wanderweg die Straße nach Cilaos gegangen, da oben wieder nur dichter Nebel lag. Alles in allem eine sehr schöne Tour, es geht zwar (natürlich wieder) mächtig hoch und runter aber die Ausblicke sind fantastisch. Heute abend ist auf dem Linsenfest sogar Disco für die Jungen und Tanz für alle, aus den Nachbarorten strömen die Menschen in kleinen Bussen nach Cilaos und versammeln sich am Festplatz. 

 

Menschen: Fast alle, die wir auf den Wanderungen treffen klingen französisch (oder kreolisch (?)) und sie scheinen, solange sie nicht alleine unterwegs sind, ständig zu kommunizieren. Allerdings sind doch einige Deutschsprachler (inkl. Schweizer und Österreicher) unterwegs, man bemerkt sie aber entweder nur wenn diese sich untereinander unterhalten oder auch mitunter an der Ausrüstung: richtige Bergschuhe, Wanderstöcke und Wolfskin- Pulli sind für Franzosen offenbar untypisch. Diese gehen schnellen Schrittes eher "halbnackt" (wo sich unsereins mit langen Hosen und langärmlichem Nicki vor der Sonne zu schützen sucht) , in Turnschuhen und mit Wasserflasche in der Hand die Berge entlang, bleiben schlagartig stehen, knipsen ein paar Bilder und schon geht's weiter. 

 

Und dann gibt's auch noch die Ehrgeizigen (meist französisch sprechend), die Berge und Straßen wirklich hoch und runter rennen - im Dauerlauf, meist in Turnhosen und mit Trinkrucksack. (siehe Grand Randonee). Und dann noch Leute, die sich mit Picknick- Zeug bewaffnet, mehr oder eher weniger weit vom Auto entfernt auf einem der schönen Rastplätze niederlassen. Ja und dann noch Weitwanderer: mit viel Gepäck und Zelt ziehen sie durch die Berge von Ost nach West oder Nord nach Süd quer über die Insel. Nicht zu vergessen die Einheimischen, die mit sehr viel Gepäck, entweder in Ermangelung von Auto oder Geld für den Bus oder in Ermangelung von Straßen, durch die Gegend marschieren. Und dann noch solche wie uns. 

 

Grand Randonee: Es gibt hier einen Wettkampf, der gerade jetzt stattfindet. Immerhin über 2000 Teilnehmer dieses Jahr laufen, eher rennen auf der "Diagonale des fous" (Diagonale der Verrückten) auf 130 km mit 8395 hm im Anstieg um die Wette. Der Rekord liegt bei 17 Stunden 56 Minuten !

 

SONNTAG (17.Oktober)

 

Der Col de Tabit ist die Fußweg- Passstraße zwischen der Cirque de Cilaos und der Cirque de Mafate. Man kann von Cilaos die Straße entlang, oder den GR R1 oder den GR R2 (siehe gestern) über den Parkplatz unterm Col de Tabit, zum Col de Tabit hinauf und dann in der Mafate wieder hinunter laufen, der erste Ort auf dieser Seite ist dann Marla. Wir laufen erst am Parkplatz los und wollen auch nur zum Pass hinauf, immerhin auch über 800 hm. Es ist ein sehr schöner Weg mit vielen wunderbaren Ausblicken auf Cilaos und Umgebung, man kann sogar bis hin zum Meer blicken. 

 

Man geht durch "Palmiste Rouge" Wald (Bäume mit roter Rinde und rotem Holz), dann durch einen Feuchtwald - fast wie im Urwald Bebour, dann durch Nebelwald mit herabhängenden Flechten auf einer kleinen Ebene (sieht aus wie Weihnachten). Die Flechten bleiben bis oben, die Bäume werden zu Sträuchern und der Weg wieder steil. Oben angekommen (auf 2081 hm) ist auf der Seite der Cirque de Mafate nichts zu sehen, eine Nebelwand steht hochkant am Pass als wäre da eine unsichtbare Abgrenzung. Einige nette Wanderer die uns beim Aufstieg entgegen kamen wollten uns sicher schon von der nicht vorhandenen Aussicht erzählen, jedoch "J'ai ne parlevous pa francais" (ich spreche kein französisch). In Richtung Cilaos hatten wir auf dem Rückweg eine schöne Aussicht.

 

Wir müssen erst mal einkaufen gehen, Wasser und Biere, und wir hatten gestern mitbekommen dass der Bäcker auch Sandwichs anfertigt (halbes Baguette mit Butter und Schinken oder mit Fromage a la Tête) . Wir entscheiden uns ein Schinkensandwich mitzunehmen. Wie sich zeigen wird eine prima Idee (nur zu spät entdeckt). An Zwieback, Weißbrot und Büchsen- Thun wollen wir nicht mehr ran. Da wir gerade übers Essen reden: Ich habe gestern abend wieder "hinterhältiges Fleisch" gegessen - Capri Massaleé. Sieht aus wie guter Eintopf mit Rindfleisch nur ohne Eintopf (also nur Fleisch) und schmeckt im ersten Moment auch so, aber wenn das Fleisch schon im Magen ist, füllt sich der Mund mit nachhaltiger Schärfe. Da braucht man kein scharfes Rugail mehr, nur noch viel Reis. Das Ganze schmeckt jedoch nach Überwindung der Verwunderung sehr gut. Dieses Capri und die typischen Cary sind im Allgemeinen sehr reichlich bemessen und lecker. 

 

Aber nun zu heute: es war schon wieder ein Fußausruhtag. Nur eine wirklich kleine Wanderung zur Cascade Bleu, die jedoch wegen Wassermangel "geschlossen" haben müsste. Zurück auf dem Rastplatz war dieser restlos überfüllt, alles wollte picknicken. Da haben wir uns einen anderen (bei Bras Sec) gesucht und genüsslich unsere Neuentdeckung Sandwich verspeist und gefaulenzt.

Le Maïdo

Heute nun geht's wieder weiter. Wir verlassen unser bayrisches Zimmer, ich bezahle mit meinem guten Namen, und los geht's die Dauerkurvenstraße von Cilaos hinunter zur Küste. Diesmal ist es stressiger als hochzu, an nur einem der einspurigen Tunnel habe ich Glück und kann einfach durchfahren. Kaum unten angekommen eiern wir in Richtung La Travalave wieder eine Kurvenstraße hinauf. Hier ist es 30 Grad warm und offensichtlich generell trockener. Es gibt Felder, Plantagen mit Ananas, Mais und anderem. 

 

Wir schälen uns höher und höher, es wird wieder kühler und Nebelschwaden ziehen herum. Die Forststraße RF9 geht quer von Südwest nach Nordwest am Hang entlang zur Straße, welche die Küste mit Maïdo verbindet. Sie führt durch verschiedene Waldgebiete, vorbei an vielen Picknickplätzen die gut belegt sind. Wir fahren nicht gleich ins Hotel sondern gleich zu Maïdo hoch um die Aussicht zu genießen und auch um die Strecke zu sondieren. Wie eigentlich zu erwarten war, ist oben außer Wolkenpracht nur ein Blick ins weiße Nichts zu bewundern. 

Wir fahren zurück und suchen unsere Unterkunft in der Nähe von La Petite France. Diese ist wieder sehr schön, kleine Häuschen im kreolischen Stiel, mit Diele, Bad und Schlafraum. Richtig schade, dass wir nur eine Nacht hier sein werden. Leider sind wir aber mitten in der Wolkenschicht, es ist weder hoch- noch runterzu etwas zu sehen. Gegen Abend heben sich die Wolken und wir können zur Küste schauen, die unerwartet nah erscheint, das Meer glitzert in der Sonne...

 

MITTWOCH

 

Wir stehen wieder ziemlich zeitig auf um möglichst früh am Aussichtspunkt Le Maïdo zu sein. Oben, so kurz nach 7 Uhr ist der Blick in die Cirque de Mafate noch frei. Die noch tiefstehende Sonne zaubert weiße Bänder in die Luft und erste Wölkchen versuchen sich zu ballen. Unsere erste Bergbesteigung dieses Tages ist der Pico de Maïdo gleich neben dem Aussichtspunkt (20 m an Höhe und 500m lang ist diese Wanderung auf gut ausgebautem Weg ;-)

 

Danach geht's auf zum Pico de Bernard, zum ersten Male keine steile Tour, die 800 hm ziehen sich auf knapp 10 Entfernungs- km. Der Hauptweg führt die ersten 4 km etwas entfernt von der Abbruchkante entlang bis er dann beim Abzweig zum Pico de Glacyre weiter direkt an dieser verläuft. Als wir am Abzweig ankommen, ist die Cirque schon wieder voll mit weißem Nichts und auch von der anderen Seite (vom Meer) drücken Wolken auf die Hochebene - keine Chance heute nochmals Aussicht ins Tal zu bekommen. 

 

Wer mal die Gelegenheit hat an der gleiches Stelle zu sein, dem empfehle ich gleich den Nebenweg entlang an der Abbruchkante zu gehen um die Aussicht zu genießen solange die Wolken noch nicht gewonnen haben. Zumal der Hauptweg ziemlich beschwerlich ist, weil stark erodiert. Zurück am Parkplatz sieht man dann schon gar nichts mehr ( ca. 3m Sicht) und kalt ist es auch geblieben (11 Grad). Also geht's hinab, im Hotel stopfen wir unsere Koffer ins Auto und dann weiter, Kurve links Kurve rechts, in Richtung Küste. 

Côte sous le Vent

Bucan Canot ist gefunden und bei der zweiten Ortsrunde auch das Hotel. Hier unten sind gleich wieder 29 Grad. Beim Checkin werden wir ganz komisch angeschaut, wir sind wohl nicht passend gekleidet. Der Ort Bucan Canot ist eigentlich kein Ort, er besteht aus vielleicht 10 Hotels (aber keine Hochhäuser), einer kleinen Strandpromenade Bars und drei Restaurants, der Hauptverkehrsstraße und einer kleinen Wohnsiedlung am Berg. Alles zusammen auf 1 mal 2 km. 

 

Unser Hotel liegt direkt am Badestrand = Sandstrand, etwas weiter wird es steiniger. Der Sand besteht hier aus zermalmtem Korallenriff und Muscheln plus Vulkangestein. Am "Nichtbadestrand" findet man viele Korallenstücken, Muscheln und Seeigelrester. Ein wunderschöner Sonnenuntergang krönt den Tag.

 

DONNERSTAG BIS SAMSTAG

 

Frühmorgens helle Begeisterung - es gibt richtiges Frühstück! Also nicht nur Kaffee mit Croissants, nein auch Brötchen, Käse, Schinken, Salami, Eier in verschiedenster Form vom Eierkoch frisch zubereitet (wenn man ihm sagen kann was man möchte), allerlei Früchte, Müsli... 

Allderdins spricht man auch hier fast ausschließlich französisch, so gut wie kein englisch und erst recht nicht deutsch. Am Nachbartisch sitzt ein älteres Ehepaar - der Mann erinnert mich mit seinem Habitus stark an Loriot - sie sehen genervt aus und scheinen mit ihrem Frühstück fertig zu sein. Als die Kaffeeserviererin vorbeikommt fragt er sie: "Na was ist denn nun mit diesen oeufs?" Sie versteht nur "oeufs" (Eier) und fragt ihn ihrerseits wie er die Eier denn haben will - aber eben auf französisch. -- Pures Unverständnis auf beiden Seiten. 

 

Faulenzen, kreolisches Essen genießen, botanischen Garten besuchen, faulenzen, baden, ausschlafen, faulenzen, Aquarium besuchen, baden .... so verbringen wir die letzten drei Tage auf dieser schönen Insel.

Sant Denis

Zum Abschied noch mal im wunderschönen türkisblauen Indischen Ozean gebadet, Sachen geschnappt und auf den Weg geht's zur Stadtbesichtigung in Saint Denis, der Inselhauptstadt. 16 Uhr müssen wir das Mietauto am Flughafen abgeben, bis dahin ist noch genügend Zeit. 

 

Wir irren ein wenig im Einbahnstraßensystem von Saint Denis umher, Parkplätze sehen wir einige, doch sind diese immer hinter einer anderen Straße oder ohne sichtbare Einfahrt, wir schaffen es dann doch und weil Sonntag ist, verweigert die Parkuhr unser Geld. (1 EUR für 4 Stunden wäre gut bezahlbar gewesen) Die Stadt zeigt sich als Geisterstadt: kaum Menschen auf den Straßen, die Märkte sind leer geräumt, alle Rolläden heruntergelassen, Geschäfte geschlossen, schon etwas unheimlich. Wir ziehen weiter zum Flughafen.

Es ist Montag gegen 10 Uhr und wir fliegen. Leider nicht wie für die Zeit geplant von Paris nach Berlin, sondern wir sind gerade erst von Réunion gestartet. Unser schöner Nachtflug wurde storniert, so dass wir eine Hotelübernachtung in Saint Denis "geschenkt" bekamen und erst heute am Tag fliegen. Allerdings gibt es heute Abend dann (entgegen der Aussage des Flughafenpersonals gestern) keinen Anschlussflug nach Deutschland, so dass wir auch noch eine Nacht in Paris bleiben müssen. 

 

Hoffentlich klappt das Ganze, die Organisation der Ersatzlösungen war ziemlich chaotisch. Also wenn alles gut geht brauchen wir für die Rückreise in Summe von Sonntag 18 Uhr bis Dienstag 18 Uhr - einen ganzen Tag mehr. Aber immer noch besser als technische Probleme in der Luft. 

 

Montagabend in Paris am Schalter der Fluggesellschaft wird schon heiß diskutiert, als wir dazukommen. Ein Pärchen aus Lion, das auch in unserem Flieger war, hat das gleiche Problem. Doch die Schalterdame meint es gäbe keine Übernachtungen in Paris für uns. 

Das Hin und Her geht eine Weile da taucht eine weitere Angestellte auf. Jetzt gibt es ein Fax der Fluggesellschaft aus Réunion, welches unsere Forderungen bestätigt. Nun gibt es auch Hotels für unsere Übernachtung. Wir treffen noch ein weiteres Paar aus Lissabon stammend, ebenfalls aus unserem Ersatzflug, sie haben im selben Hotel ein Zimmer bekommen. Sie wollten schon am Samstag fliegen, doch waren bereits zwei Flüge von Réunion nach Paris ausgefallen. 

 

Das Hotel liegt 10min von Flughafen entfernt, also nicht wirklich in Paris. Es gibt zwar Dinner, jedoch nicht von der Fluggesellschaft bezahlt. Als wir uns dann so gegen 23 Uhr zur Ruhe legen wollen stellen wir fest, dass der gesamte Fußboden total nass ist - also wieder zur Rezeption. Ein weiteres Zimmer im Hotel ist nicht frei. Wir müssen in ein anderes Hotel umziehen. Ein B&B eine Straße weiter. Die Jugendherberge hat einen sehr guten Standard. Wir können endlich die uns verbleibenden 4 Stunden schlafen, um 5 Uhr müssen wir wieder am Flughafen sein.

 

DIENSTAG

 

Der Flug nach Berlin klappt, so dass wir den Zug nach Chemnitz locker erreichen und am späten Nachmittag geschafft aber glücklich zu Hause ankommen.